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Städtefotografie Teil 2: Vorbereitung und Motivsuche

Skyline von Rotterdam in Abendsonne

Lesedauer: Ø 8 Min

Im ersten Teil unserer kleinen Serie zum Thema „Städtefotografie“ haben Sie bereits etwas Basiswissen über die Ausrüstung und die Kameraeinstellungen erfahren.

Nun kommen wir zum zweiten Teil, in dem die Motivsuche und die Motivwahl im Vordergrund stehen.

Ihr Reiseziel steht fest, und Sie haben sich die Stadt ausgesucht, in die Sie schon immer mal reisen wollten. Natürlich möchten Sie auch ein paar schöne Fotos mit nach Hause bringen.

Vorbereitung

Doch welche Motive lohnen sich, was sind die top Sehenswürdigkeiten der Stadt, welche Gebäude und Plätze müssen Sie gesehen haben? Einen ersten Überblick erhalten Sie durch Recherche im Internet oder im Reiseführer; hier finden Sie bereits viele Informationen und lohnenswerte Stellen. Schreiben Sie sich Ihre Lieblingsmotive am besten auf einen Zettel, damit Sie nichts vergessen.

Wettervorhersage

Verbringen Sie mehrere Tage in der Stadt, und haben Sie die Reise bereits längere Zeit im Voraus gebucht, wissen Sie erst kurz vorher, wie das Wetter voraussichtlich sein wird. Am besten checken Sie ein bis zwei Tage vor dem Trip die Wettervorhersage im Internet. Eine Wetter-App auf Ihrem Smartphone für den Ort, an den die Reise geht, ist ebenso sehr hilfreich. So können Sie vorab schon Planungen treffen und wetterabhängig ein paar Motive auswählen. Weitläufige Stadtpanoramen mit einer schönen Skyline wirken bei sonnigem Wetter mit interessantem Himmel einfach besser als bei grauem und diesigem Wetter.

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Bei Windstille bieten sich vor allem Motive an, bei denen sich ein Teil zum Beispiel in einem See oder Teich spiegelt. Ist es windig, ist das Wasser aufgewühlt und die Spiegelung besteht mehr oder weniger nur aus undifferenzierten Farbflecken ohne Details.

Riesenrad auf Corneliusplatz in Düsseldorf mit Spiegelung bei Windstille
Riesenrad auf dem Corneliusplatz in Düsseldorf mit Spiegelung bei Windstille

Das Schlimmste was passieren kann ist Dauerregen, da die Motivwahl dadurch sehr eingeschränkt wird. Dann sind höchstens Detailansichten möglich, wie zum Beispiel diese vom Rathaus in Prag:

Rathausuhr in Prag
Aufnahme der Rathausuhr in Prag

Doch gehen wir einfach mal vom besten Fall aus: Die Wettervorhersage ist perfekt, es gibt einen klaren Himmel und im Idealfall noch ein paar Deko-Wölkchen, die sich perfekt in das ein oder andere Motiv integrieren lassen:

Blick auf Hamburg
Blick auf Hamburg mit Deko-Wölkchen während einer Bootstour auf der Elbe

Smartphone-App Sun Surveyor

Eine wirklich tolle und nützliche App für Ihr Smartphone ist die App „Sun Surveyor“. Mit ihrer Hilfe können Sie auf einen Blick sehen, wie der Sonnenstand zu welcher Uhrzeit ist. Der Sonnenstand sowie der Verlauf der Sonne werden über einer Straßenkarte oder wahlweise über einem Satellitenbild eingeblendet. So können Sie im Vorfeld bereits abschätzen, zu welcher Uhrzeit die Sonne am günstigsten steht, damit das Motiv schön angeleuchtet wird und nicht im Gegenlicht steht. Möchten Sie vorab einen schönen Standpunkt für einen Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, so können Sie diesen mit der App ebenfalls ganz leicht bestimmen.

Um beispielsweise einen idealen Zeitpunkt für eine Aufnahme von der Aussichtsplattform des Bürogebäudes KölnTriangle mit Blick in Richtung Kölner Innenstadt zu finden, blicken wir auf diese Karte. Sie verrät uns, dass wir unsere Aufnahme entweder morgens (ab 10 Uhr öffnet die Aussichtsplattform) oder gegen Abend zur blauen Stunde machen sollten.

Sonnenstand und Verlauf im Winter, Frühling und Sommer
Sonnenstand und Verlauf im Winter, Frühling und Sommer

Am Nachmittag wäre die Aufnahme im Gegenlicht und sicherlich nicht so spektakulär wie zu den anderen Uhrzeiten.

Der Sonnenstand variiert je nach Jahreszeit. Im Winter geht die Sonne eher im Südwesten unter, im Hochsommer im Nordwesten. Entsprechend verhält es sich bei Sonnenaufgang – auch das gilt es ggf. zu berücksichtigen:

Zur blauen Stunde im März haben Sie bei idealen Wetterbedingungen diesen Blick auf die Kölner Innenstadt:

Köln zur blauen Stunde im März
Köln zur blauen Stunde im März

Motivsuche

Da Sie wahrscheinlich einen Großteil des Tages in der Stadt unterwegs sind, ist es ratsam, zu jeder Zeit die fotografischen Augen offenzuhalten und die Umgebung genau zu beobachten.

Auf Erkundungstour

Es ist sehr hilfreich, bereits im Vorfeld ein paar Wunschmotive im Kopf zu haben. Doch bei aller Planung sollten die Motive im Idealfall bereits tagsüber bzw. zu einem anderen Zeitpunkt als der eigentlichen Aufnahme besichtigt werden, um sich einen Eindruck vor Ort zu schaffen. Denn es kann durchaus passieren, dass beispielsweise Gebäude, die Sie fotografieren möchten, gerade mit einem Gerüst versehen sind, oder Baukräne das Motiv oder die Skyline verunstalten. In so einem Fall können Sie vor Ort nach alternativen Standpunkten, Ausschnitten oder nach anderen Motiven Ausschau halten. Wenn alles passt, können Sie bereits erste Probeaufnahmen machen, um die perfekte Perspektive und Bildkomposition zu finden.

Sehr hilfreich können geführte Stadttouren sein, z.B. mit einem Schiff auf einem Fluss oder per Bus. Hier werden Sie an vielen Sehenswürdigkeiten und potentiellen Motiven vorbeigeführt und erhalten die ein oder andere wertvolle Hintergrundinformation.

Der perfekte Moment

Die Bedingungen stimmen, Sie haben den perfekten Standpunkt gefunden und sind heiß darauf, die Aufnahme endlich zum richtigen Zeitpunkt im Kasten zu haben: Seien Sie rechtzeitig vor Ort, damit Sie genug Zeit haben, die Kamera auf dem Stativ auszurichten und einzustellen. Bei sehr beliebten Motiven sind Sie sicherlich nicht der Einzige; andere ambitionierte Fotografen werden ebenfalls zeitig vor Ort sein und unter Umständen ist der perfekte Standort bereits besetzt. Vor allem die Zeiten vor und während des Sonnenuntergangs sowie zur blauen Stunde sind regelrecht eine Rushhour für Fotografen.

Spontane Aufnahmen

Manche Motive lassen sich einfach nicht planen, doch wenn Sie Ausschau halten, können Sie eine Vielzahl an Möglichkeiten entdecken. Wie zum Beispiel bei dieser Aufnahme in Düsseldorf: das abgestellte Fahrrad bietet den perfekten Vordergrund zum Riesenrad als eigentliches Hauptmotiv. Die runden Räder und Speichen des Fahrrads passen ideal zum ebenfalls runden Riesenrad, vor allem da sie etwa in derselben Flucht stehen. Es lohnt sich dann rasch zu reagieren, denn bereits ein paar Sekunden nach der Aufnahme kam der Besitzer aus der Ladentür und fuhr mit seinem Fahrrad davon.

Riesenrad in Düsseldorf mit Fahrrad als idealer Vordergrund
Riesenrad in Düsseldorf mit Fahrrad als idealer Vordergrund

Damit kommen wir auch schon zu einem weiteren Gebiet der Fotografie, für welches sich Städte hervorragend eignen:

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Die Straßenfotografie

Neben der Aufnahme von Panoramen und Gebäuden bietet sich die Straßenfotografie an, mit Momentaufnahmen und Szenen aus dem täglichen Stadtleben. Straßenfotografie (neudeutsch „Street-Fotografie“) können Sie im Prinzip rund um die Uhr und bei jedem Wetter betreiben. Die Motive lassen sich nicht planen, Straßenfotografie lebt von den Situationen des Augenblicks.

Sie benötigen kein Stativ und können direkt mit der Kamera in der Hand losziehen. Verwenden Sie idealerweise ein Standard Zoomobjektiv mit Bildstabilisator. Versuchen Sie die Verschlusszeit so kurz wie möglich zu halten, um Bewegungen einzufrieren und um auch aus der Hand scharfe Bilder zu erhalten.

Straßenfotografie Beispiel 1 Fahrrad
Straßenfotografie Beispiel 1

Doch Vorsicht, wenn Sie Menschen fotografieren! Sind diese klares Hauptmotiv Ihres Fotos und eindeutig identifizierbar abgebildet, müssen Sie bereits vor der Aufnahme die Personen um Erlaubnis fragen, ob Sie sie fotografieren dürfen. Allerdings geht dadurch der Charakter der spontanen Momentaufnahme verloren, und es entsteht ein Widerspruch zur eigentlichen Straßenfotografie. Erlaubt ist eine Verwertung ohne Erlaubnis nur, wenn die Person z.B. nur als Beiwerk in der Aufnahme erscheint oder es sich um Bilder von Versammlungen, Aufzügen und ähnlichen Vorgängen handelt.

Straßenfotografie, Beispiel 2
Straßenfotografie Beispiel 2

Panoramafreiheit

In Deutschland gilt zum Glück die sogenannte Panoramafreiheit, das heißt, i.d.R. dürfen Gebäude von außen ohne Genehmigung fotografiert und die Bilder darüber hinaus verwertet werden (Veröffentlichung im Internet sowie gewerbliche Verwendung für Werbung, Verkauf etc.). Das gilt allerdings nur, solange sie von öffentlichen Plätzen und Straßen aus aufgenommen werden. Hierbei dürfen auch keine Hilfsmittel wie Leitern verwendet werden, um über eine Mauer zu fotografieren, da sonst das Recht auf Privatsphäre verletzt wird. Die Verwendung eines handelsüblichen Kamerastativs ist erlaubt, da dies dazu dient, die Kamera zu stabilisieren. Dabei werden auch keine Blickwinkel erreicht, die man nicht auch ohne Stativ erhalten würde.

Beachten Sie in öffentlichen Parks eventuelle „Fotografieren verboten“-Schilder und achten Sie ggfs. auf Schilder mit Regeln, im Zweifel fragen Sie besser nach. Öffentlich zugängliche Parks können privates Gelände sein, hier gilt dann entsprechend das Hausrecht des Eigentümers, die Panoramafreiheit gilt hier nicht mehr (z.B. in Schlossparks).

Innenaufnahmen sind grundsätzlich verboten, hierfür benötigen Sie bereits vor der Aufnahme die Zustimmung des Eigentümers.

Vorsicht bei markenrechtlich geschützten Gebäuden wie z.B. die Allianz-Arena in München oder das Sony-Center in Berlin: Eine Verwertung dieser Bilder ist ohne Genehmigung nicht gestattet. Weiterhin verboten sind Aufnahmen von militärischen Einrichtungen und Anlagen, sofern die Sicherheit der Bundesrepublik oder die Schlagkraft der Truppe gefährdet wird.

Die Panoramafreiheit gilt ebenfalls für Kunstwerke im öffentlichen Raum, solange diese dort dauerhaft stehen. Für zeitlich begrenzte Kunstwerke (z.B. der von Christo verhüllte Reichstag in Berlin) gilt sie jedoch nicht.

Reisen Sie in ein anderes Land, informieren Sie sich am besten vorab, ob dort die Panoramafreiheit gilt und ob es Abweichungen und Einschränkungen gibt. In Ländern wie Italien, Frankreich, Belgien Luxemburg und Griechenland gilt z.B. keine Panoramafreiheit.

Sie sehen schon, Fotorecht ist ein recht komplexes Gebiet. Daher dienen diese Zeilen nur einem groben Überblick und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Fazit

Die Städtefotografie ist mit ihren vielen unterschiedlichen Facetten ein unheimlich spannendes und vielseitiges Gebiet. Vor allem, wenn Sie sich bereits im Vorfeld etwas mit den Sehenswürdigkeiten beschäftigen und mit fotografischen Augen durch die Stadt laufen, winken schier unzählige Motive bei (fast) jedem Wetter.

Sie kennen nun einige wichtige Grundlagen und Tipps, damit Sie von Ihrer nächsten Städtereise schöne Aufnahmen mit nach Hause bringen. Doch auch wenn Sie keine Spiegelreflexkamera mit genanntem Zubehör haben oder mitnehmen möchten – mit einer digitalen Kompaktkamera sind bei guten Lichtverhältnissen ebenfalls durchaus gute Bilder zur Erinnerung möglich. Und denken Sie daran: Die beste Kamera ist schließlich immer die, die Sie dabeihaben!

Viel Spaß und vor allem gute Bilder auf Ihrem nächsten Städtetrip!

Brandenburger Tor in Berlin kurz vor Sonnenaufgang
Brandenburger Tor in Berlin kurz vor Sonnenaufgang

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